Nostalgie

Ich reise gern.
Ich rechne auch gern.
So habe ich für die allererste Fahrt mit dem Postbus nach Paris gleich die Postbus Karte mit dem 25%-Rabatt dazugekauft, da laut meiner Rechnung hätte ich bei der 3. Reise nach Paris das Geld für die Postbus Karte wieder wettgemacht.
Ich bin schon zweimal mit Potsbus nach Paris gefahren, das dritte Mal sollte zu Weihnachten sein, denn ich liebe den märchenhaft geschmückten Weihnachtsmarkt auf der Champs-Elysées – die Prachtstraße der französischen Hauptstadt.

Aber Flixbus übernimmt seinen Konkurrenten Postbus und macht mir einen Strich durch die Rechnung. Als Trostpflaster spendete Postbus einen Gutschein in Höhe von 5€. So war ich gezwungen, fieberhaft nach einem Reiseziel bis Ende Oktober zu suchen, um den Gutschein einzulösen. Die Wahl fiel auf Duisburg. Na ja, ich habe von 1991 bis 1993 in Duisburg gelebt, die Stadt aber seit mehr als 20 Jahren nicht wiedergesehen.

Von Aachen aus gondelte Flixbus durch Mönchengladbach, Krefeld und erreichte den Duisburger Hauptbahnhof nach 2 Stunden und 20 Minuten.  Ich habe die Stadt nicht wiedererkannt, einzig die Klinkerfassade des Hauptbahnhofs hat sich nicht geändert. Der Bahnhofsvorplatz war eine Riesenbaustelle.

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Der Bahnhofsvorplatz, eine Riesenbaustelle

Ein bisschen Wehmut kam in mir hoch, als ich nach der vertrauten Straßenbahn suchte und nur das U-Bahn-Schild fand. Ohne Straßenbahn war die Königstraße für mich irgendwie zu breit, zu wenig Menschen. Es könnte auch sein, dass die Leuten in den verschiedenen modernen Passagen und Arkarden ihre Samstagseinkäufe erledigten. City Palais, Forum, Königsgalerie und wie sie alle heißen. Sie sahen gleich aus, wie Aquis Plaza in Aachen: hell, steril, teuer. Billigware musste man draußen auf der Königstraße suchen: Teetasse für 1€ bei Woolworth (ja das Geschäft gibt es noch in Duisburg), neonfarbene Schnürsenkel für 3€ bei Foot Locker. TEDi, KODi, 1-Euro-Shop und etlliche Discounter machten sich auf der schönsten Einkaufsstraße Duisburg breit.
Keine Boutiquen. Kein Juwelier. Kein Schickimicki-Laden. Keine … Straßenbahn.

Von Dr Neil Clifton, CC BY-SA 2.0, Link
Von Dr Neil Clifton, CC BY-SA 2.0, Link

Quizfrage: Wo bekommt man heutzutage noch einen superduper Kaffee für 1€?

In Duisburg, bei „Langnese Happiness Station“, rechts schräg gegenüber vom Hauptbahnhof, auf der … Königstraße. Super lecker, hübsch dekoriert, breiter Sessel und kostenlose WC-Benutzung (das rail & fresh WC-Center am Bahnhof verlangt dafür 1€, ohne den superduper Kaffee, versteht sich).

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Als wir auf den Flixbus zurück nach Aachen warteten, überprüfte ich nochmal meine Rechnung:

Ohne Postbus Karte
2x Paris        =    92€
1x Duisburg  =    12€
Gesamt          =   104€

Mit Postbus Karte                       =    25€
2x Paris mit 25% Rabatt             =    69€
1x Duisburg mit 5€ Gutschein   =       7€
Gesamt                                         =   101€

Das heißt, ich habe satte … 3€ mit der Postbus Karte gespart und eine ganze Menge Geld für das Shopping in Paris ausgegeben.  In Duisburg habe ich nur 6 schwarze Strumpfhosen und 2 Teetassen bei Woolworth, 1 Paar Schnürsenkel bei Foot Locker, 2 Halsreifen und 4 Ketten bei idee-Shop, 1 Alphabet-Aussteckform bei Cakemart, 1 Lachkürbis bei TEDi gekauft. Mir fehlte noch der Auto-Aufkleber Deutschland-D. Der Verkäufer gab mir den Hinweis, dass der Sticker nur noch bei ADAC zu erwerben ist. Nostalgie halt. Wie die Straßenbahn in Duisburg. Sie fährt immer noch. Unterirdisch und teilt sich die Gleise mit der U-Bahn.

Auch Postbus ist nostalgisch geworden. Ab dem 01. November.

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