Malaga – Erlebnisparking

Als unsere Freunde aus Kanada fragten, ob wir mit ihnen gemeinsam Urlaub in Malaga verbringen möchten, dachten wir warum nicht, Sonne, Strand und Meer, was will man mehr? Kanadier, genauer gesagt unsere Freunde, haben andere Vorstellung als wir, was Erholung betrifft: neben der „sea air“ brauchen sie „air condition“ von diversen Shopping-Malls in Andalusien. So waren wir gezwungen einen Mietwagen zu nehmen, nicht nur um nach Estepona zu kommen,  eine Stadt an der Costa del Sol, etwa 90km weit entfernt von Malaga, sondern auch um nicht zum Strand und Meer zu fahren, denn dort war es schwer, einen Parkplatz zu finden, wenn man nicht die Gebühr im Parkhaus zahlen wollte, die am Jachthafen Puerto Banús, Treffpunkt der „Reichen und Schönen“ in Marbella, nach Minuten abgerechnet wurde. Unsere Tochter wurde gefragt, warum sie trotz Sonne nicht braun geworden ist. Antwort: Weil ich im Auto nicht braun werde. Vorteil war: die Parkgebühren werden durch das Nicht-Benutzen-Von-Sonnencremen refinanziert.

Bereits am Airport wurden uns allen möglichen „Upgrades“ angeschwatzt, vom zusätzlichen Navi bis zum Jeep für Safari-Ausflug. Wir waren standhaft und blieben beim Seat Ibiza, den wir in Deutschland über ADAC für 335 € die Woche gemietet haben. Es stellte sich heraus, dass es eine sehr weise Entscheidung war, denn jeden Abend war die Parkplatzsuche eine Reise nach Jerusalem. Wir haben während des ganzen Urlaubs nie am selben Platz geparkt. Einen Vorteil hat die Kurverei: nach einer Woche fühlten wir uns wie zu Hause, wir kannten jede Strassenecke, wussten zu welcher Uhrzeit welches Auto welche Parklücke hinterließ. Wer Spanien von der anderen Seite als Ballermann kennenlernen will, ist in Estepona und den vielen kleineren Orten entlang der Küste genau richtig. In Estepota waren wir nur zum Schlafen und Kaffee trinken da. Das Appartement in der Calle Cádiz 4, über airbnb gebucht, war für 4 Personen genau richtig, selbst an den heißen Tagen war es in der Wohnung angenehm kühl. Eine Tasse Kaffee mit einem Croissant in fußläufiger Entfernung kostete 1,80 €.

Wie oben erwähnt, waren wir die meiste Zeit mit dem Auto unterwegs: Marbella, Malaga, Benalmádena, Torremolinos. Highlight war Gibraltar, 45km vom Estepona. Man sollte möglichst früh da sein, um den bekannten Stau an der Grenze zu umgehen. Warum Stau: Längst vor dem kommenden Brexit, möchten die britischen Grenzbeamten den Ausweis sehen, d.h. Reisepässe von den nicht-europäischen Autoinsassen einsammeln und entsprechend aufklappen. Gerade dieses Aufklappen der Reisepässe überlassen viele Besucher den Grenzbeamten, d.h. Stau! Das Auto sollte gleich hinter der Grenze im Parkhaus an der Devil’s Tower Road gelassen werden, um weiter zu Fuss in die Stadt zu gehen. Es sei denn, der Fahrer oder die Fahrerin möchte das Erlernte aus den kleinen spanischen Orten in der Nähe von Malaga in dem britischen Emperium umsetzen: Parkplatz finden, nur um zum Ergebnis zu kommen: Wo es keine Parkplätze gibt, können auch keine gefunden werden. Unsere Gruppe bestand aus 9 Kanadiern, 2 Amerikanern und uns 4. Von den 15 Urlaubern war nur einer willig, die Felsen von Gibraltar ohne Hilfe von Rädern zu besteigen. Da wir uns in einem demokratischen Land befanden, konnte die Sightseeing-Tour mit dem Minibus zugunsten des … Busfahrers verwirklicht werden. Es war lohnenswert, man sollte es machen bevor die britische Kolonie irgendwann doch noch von den Spaniern zurückerobert wird. Denn mit Englisch hat man in Estepona schwer.

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Gibraltar

Eine Anekdote: Wir wollten an einem schönen Abend in der gemieteten Riesenvilla grillen, und waren im Supermarkt Carrefour einkaufen. Für 15 Personen und 4 weitere Gäste aus Marroko eine Grillparty zu organisieren war nicht einfach. Man brauchte Autos, ja richtig gelesen: Auto in Mehrzahl. Und ein wenig Spanisch, wenn man kaum Zeit hatte, in dem großen Supermarkt nach Grillkohle zu suchen. Ich habe mein Bestes gegeben: deutsch, englisch, französisch, sogar vietnamesisch. Die Verkäuferinnen lachten mich an, ihre Augen leuchteten, ihre Zähne glänzten,  und  … schüttelten andauernd den Kopf. Aus lauter Verzweifelung rief ich: Barbecue fire! Und Wunder geschah. Die spanischen Verkäuferinnen mit den strahlenden Gesichtern führten mich direkt zum Regal, wo es Grillkohle, Holzkohle, Briketts aufeinander stapelten.

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Villa in Estapona (gemietet)

Solltet ihr im August nach Malaga fliegen, plant die „Feria de Agosto“ mit ein. Sie findet jedes Jahr im August statt, eine Nonstop-Party der Einheimischen, und zwar bereits seit 1491 zur Verkündung der Freiheit der Stadt von den Mauren und des Rückkehrs zum Katholizismus. Auch hier galt, Parking ist ein Erlebnis. Man kurvte herum, und bis man einen Parkplatz gefunden hat, kennt man jede Strassenecke, und weiß welches Auto wo geparkt hat.

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Feria de Agosto

Vor den Andalusiern musste ich den Hut ziehen. Beim Parken hast du alle Zeit der Welt. Es wurde nicht gedrängelt, nicht gehupt, keine böse Blicke oder unerwünschte Geste mit dem Mittelfinger. Es wurde gewartet, bis man ordentlich in die Parklücke reingefahren ist und mit neidischen Blicken verabschiedet, weil der Fahrer oder die Fahrerin einen Parkplatz gefunden hat.

Vorausgesetzt, man findet eine Parklücke.

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